Verwalten von Zertifikatvorlagen

Vorwort
In großen Organisationen werden unzählige Zertifikate für Benutzer und Computer ausgestellt. Wenn Sie die Konfigu-
rationseinstellungen für jedes einzelne Zertifikat manuell festlegen müssten, wären Sie wohl den ganzen Tag mit dem
Ausstellen von Zertifikaten beschäftigt, und wahrscheinlich würden Ihnen dabei sehr viele Fehler unterlaufen. Glücklich-
erweise können sie Zertifikatvorlagen verwenden, um das Erstellen von Zertifikaten zu vereinfachen und sicherzustellen,
dass alle Zertifikate in der gesamten Organisation einheitlich erstellt werden.

Wenn Sie mit den Zertifikatvorlagen von Microsoft Windows 2000 vertraut sind, werden Sie von den neuen Funktionen,
die in Version 2 der Zertifikatsvorlagen von Windows Server 2003 verfügbar sind, begeistert sein. Vor allem haben Sie
nun die Möglichkeit, mehrere Funktionen in einer einzigen Vorlage zu kombinieren. Sie können sich sogar aus dem
Zertifikatregistrierungsprozess heraushalten und Vorlagen konfigurieren, so dass diese automatisch für einen Compu-
ter oder Benutzer installiert werden. Dank dieser Funktionen können Sie den zum Verwalten einer PKI erforderlichen
Verwaltungsaufwand sowie die Gesamtzahl der Zertifikate reduzieren, die Benutzer und Computer benötigen. Dadurch
sparen Sie wiederum Zeit und Kosten.

 

Übersicht über Zertifikatvorlagen
Bei Zertifikatvorlagen handelt es sich um Regelsätze und Einstellungen, die das Format und den Inhalt eines Zertifikats
auf der Grundlage des jeweiligen Verwendungszwecks des Zertifikats definieren. Zertifikatvorlagen stellen auch Anwei-
sungen zum Erstellen und Einreichen einer gültigen Zertifikatanforderung für den Client bereit. Darüber hinaus definieren
Zertifikatvorlagen, welche Sicherheitsprinzipale berechtigt sind, auf dieser Vorlage basierende Zertifikate zu lesen, zu re-
gistrieren oder automatisch zu registrieren. Zertifikatvorlagen werden in einer Zertifizierungsstelle konfiguriert und auf die
eingehenden Zertifikatanforderungen angewendet.

Beim Bereitstellen von Zertifikaten in einer Organisation sollten Sie jede Vorlage dem jeweiligen Verwendungszweck ent-
sprechend anpassen. Es stehen beispielsweise Standardzertifikatvorlagen für Benutzer, Computer, für das verschlüsselnde
Dateisystem (Encrypting File System, EFS) und für die Codesignatur zur Verfügung. Der jeweils in der Organisation zu
verwendete Zertifikatvorlagentyp ist von den entsprechenden Sicherheitsanforderungen und den PKI-Anwendungen abhängig.
Sie haben die Möglichkeit, mehrere Zertifikattypen auszustellen, um unterschiedliche Sicherungs- oder Anwendungsan-
forderungen zu erfüllen, und Sie können auch eigene Zertifikate erstellen, die speziell auf die Anforderungen Ihrer Organisa-
tion zugeschnitten sind.

Nur Unternehmenszertifizierungsstellen können auf Zertifikatvorlagen basierende Zertifikate ausstellen. Wenn eine Zerti-
fikatvorlage definiert ist, muss diese Definition für alle Zertifizierungsstellen in der Gesamtstruktur verfügbar sein. Sie
können die Definition zur Verfügung stellen, indem Sie die Vorlage in Active Directory veröffentlichen und dafür sorgen,
dass das Active Directory-Replikationsmodul die veröffentlichte Vorlage repliziert. Die Replikation der Zertifikatvorlage
in der Gesamtstruktur richtet sich nach dem Replikationszeitplan von Active Directory, und daher ist die Zertifikatvorlage
möglicherweise erst nach abgeschlossener Replikation für alle Zertifizierungsstellen verfügbar.

Zertifikatvorlagenpfad


Die Zertifikatvorlageninformation sind in Active Directory gespeichert, um die Verteilung der Zertifikatvorlagendefinition
sicherzustellen. Normalerweise verwenden Sie das Zertifikatvorlagen-Snap-In zum Anzeigen und Bearbeiten von Vor-
lagen. Sie können jedoch auch das ADSIEdit-Snap-In verwenden, um die Active Directory-Objekte direkt anzuzeigen
und zu ändern. Die Vorlagen befinden sich im Container CN=Certificate Templates, CN=Services, CN=Public Key
Services .

Jeder Zertifikatvorlage ist eine Zugriffssteuerungsliste (Access Control Liste, ACL) zugeordnet, in der definiert ist, welche
Sicherheitsprinzipale berechtigt sind, die Zertifikatvorlage zu lesen, zu registrieren bzw. automatisch zu registrieren od.
zu ändern. Sie können die Berechtigungen für Zertifikatvorlagen mithilfe des Zertifikatvorlagen-Snap-Ins festlegen. Die
einzelnen Berechtigungen werden im weiteren Verlauf dieser Lektion detaillierter beschrieben.

 

Zertifikatvorlagenversionen
Windows Server 2003 unterstützt zwei Typen von Zertifikatvorlagen: Version 1 und Version 2, Vorlagen 1 bieten Abwärts-
kompatibilität für Server und Betriebssystemen der Windows 2000-Produktfamilie. Vorlagen der Version 1 weisen jedoch
eine wesentliche Einschränkung auf: Die darin enthaltenen Informationen sind im Zertifikat hartkodiert. Sie können die
Zertifikatvorlageneigenschaften (z.B. die Gültigkeitsdauer des Zertifikats und die Schlüsselgröße) nicht ändern. Zertifikat-
vorlagen der Version 2 heben einige dieser Einschränkungen auf.

Beim Installieren der ersten Unternehmenszertifizierungsstelle in einer Gesamtstruktur werden standardmäßig Vorlagen
der Version 1 erstellt. Im Gegensatz zu Vorlagen der Version 2 können diese Vorlagen nicht geändert oder entfernt
werden. Ein Duplizieren dieser Vorlagen ist jedoch möglich. Wenn Sie eine Vorlage der Version 1 duplizieren, erstellen
Sie eine Vorlage der Version 2. Vorlagen der Version 1 stellen unmittelbar nach der Installation der Zertifizierungsstelle
eine Zertifikatlösung bereit, da sie viele allgemeine Anforderungen im Hinblick auf die Zertifizierung von Antragstellern
unterstützen. Es stehen beispielsweise Zertifikate zur Verfügung, die eine EFS-Verschlüsselungswiederherstellung,
Clientauthentifizierungen, Smartcard-Anmeldungen und Serverauthentifizierungen ermöglichen.

Da Zertifikatvorlagen der Version 1 von Client unter Windows 2000 und von Clients unter Windows XP verwendet werden
können, ist es möglich, Windows Server 2003-Zertifikatdienste parallel zu einer bereits bestehenden Windows-Zertifi-
zierungsstelleninfrastruktur auszuführen. Wenn Sie jedoch eine Windows Server 2003-Zertifizierungsstelle hinzufügen,
können Computer unter Windows 2000 und Windows XP keine Zertifikatvorlagen der Enterprise Edition und Windows
Server 2003 Datacenter Edition können Zertifikate, die auf Vorlagen der Version 2 basieren, ausstellen. Sie können auf
jedem Computer unter Windows XP Professional, auf dem Windows Server 2003 Administration Pack (Adminpak.msi)
installiert ist, Vorlagen der Version 2 erstellen und ändern, um die Verwaltung über den Desktop zu ermöglichen.

 

Verwendung von Zertifikatvorlagen
Grundsätzlich können Zertifikate von vielen verschiedenen Anwendungen verwendet werden. Denn letztendlich ist ein
Zertifikat einfach nur ein Datensatz. Betriebssysteme und Anwendungen verwenden diese Datei, um bestimmte Funk-
tionen auszuführen. Dies umfasst beispielsweise das Verschlüsseln von Nachrichten und das Authentifizieren von Ver-
bindungen. Es gibt jedoch viele verschiedene Vorlagen, die jeweils für unterschiedliche Verwendungszwecke entworfen
wurden. Wenn Sie den Verwendungszweck einer Zertifikatvorlage angeben möchten, müssen Sie die Anwendungs-
richtlinien konfigurieren. Mithilfe von Anwendungsrichtlinien, die auch als erweiterte Schlüsselverwendung bezeichnet
werden, können Sie genau festlegen, welche Zertifikate für welchen Zweck verwendet werden sollen. Auf diese Weise
können Sie Zertifikate ausstellen, ohne eine falsche Verwendung oder einen Missbrauch der Zertifikate befürchen zu
müssen.

Ein auf der Vorlage Smartcard-Benutzer basierendes Zertifikat kann z.B. von einem Benutzer verwendet werden, um
sichere E-Mail-Nachrichten zu senden, Clientauthentifizierungen vorzunehmen und sich mit einer Smartcard anzu-
melden. Standardmäßig kann diese Zertifikat jedoch nicht für die Authentifizierung zwischen Server und Client, zum
Wiederherstellen oder Verschlüsseln von Dateien oder zum Ausführen vieler anderer zertifikatbasierter Aufgaben ver-
wendet werden. Darüber hinaus kann das Zertifikat nur für Benutzer, jedoch nicht für Computer ausgestellt werden.

Die Vorlage Smartcard-Benutzer und viele andere Vorlagen können für mehrere Funktionen verwendet werden. Wenn
Sie Zertifikatvorlagen mit mehreren Funktionnen verwenden, können Sie die Anzahl der in einer Organisation erfor-
derlichen Zertifikate reduzieren. Viele Zertifikatvorlagen bieten jedoch nur eine Funktion. Zertifikatvorlagen mit einer
einzigen Funktion bieten sehr eingeschränkte Möglichkeiten, das sie eben nur für eine einzige Funktion verwendet
werden können. Sie können z.B. Zertifikate für einen heikle Vorgang wie die Schlüsselwiederherstellung mit einer
kurzen Zertifikatgültigkeitsdauer von 2 Monaten ausstellen. Diese Zertifikatfunktion werden Sie kaum mit einer
weniger wichtigen Funktion wie z.B. einem EFS-Zertifikat kombinieren, weil ein EFS-Zertifikat eine viel längere Gül-
tigkeitsdauer haben sollte.

In der folgenden Tabelle werden die im Lieferumfang von Windows Server 2003 enthaltenen Benutzerzertifikatvorlagen
beschrieben. Alle im Lieferumfang von Windows Server 2003 enthaltenen Benutzerzertifikate sind Vorlagen der Version 1.

Standardmäßige Benutzerzertifikatvorlagen

Name
Beschreibung
Administrator Ermöglicht Benutzerauthentifizierung, EFS-Verschlüsselung, sichere E-Mail und Vertrauenslistensignatur für Zertifikate.
Authentifizierte Sitzung Authentifiziert einen Benutzer für einen Webserver. Der private Schlüssel wird zum Signieren der Authentifizierungsanforderung verwendet.
Basis-EFS Verschlüsselt und entschlüsselt Daten mithilfe des verschlüsselnden Dateisystems. Der private Schlüssel wird zum Entschlüsseln des Dateiverschlüsselungsschlüssels (File Encryption Key, FEK) verwendet, der wiederum zum Ver- und Entschlüsseln von EFS-geschützten Dateien verwendet wird.
Codesignatur Wird zum digitalen Signieren von Software verwendet.
EFS-Wiederherstellungs-Agent Ermöglicht dem Antragsteller das Entschlüsseln von Dateien, die zuvor mit EFS verschlüsselt wurden.
Registrierungs-Agent Wird zum Anfordern von Zertifikaten im Namen eines anderen Antragstellers verwendet.
Exchange-Registrierungs-Agent (Offlilneanforderung) Wird zum Anfordern von Zertifikaten im Namen eines anderen Antragstellers und zum Angeben des Antragstellernamens in der Anforderung verwendet.
Nur Exchange-Signatur Wird vom Exchange-Schlüsselverwaltungsdienst zum Ausstellen von Zertifikaten für Benutzer von Microsoft Exchange Server verwendet, um das digitale Signieren von E-Mail-Nachrichten zu ermöglichen.
Exchange-Benutzer Wird vom Exchange-Schlüsselverwaltungsdienst zum Ausstellen von Zertifikaten für Exchange-Benutzer verwendet, um das Verschlüsseln von E-Mail-Nachrichten zu ermöglichen.
Smartcard-Anmeldung Authentifiziert einen Benutzer für das Netzwerk mithilfe einer Smartcard.
Smartcard-Benutzer Ist mit der Vorlage Smartcard-Anmeldung identisch, mit der Ausnahme, dass diese Vorlage auch zum Signieren und Verschlüsseln von E-Mail-Nachrichten verwendet werden kann.
Vertrauenslistensignatur Ermöglicht dem Inhaber das digitale Signieren einer Vertrauensliste.
Benutzer Wird von Benutzern für E-Mail, EFS und Clientauthentifizierung verwendet.
Nur Benutzersignatur Ermöglicht Benutzer das digitale Signieren von Daten.

In folgenden Tabelle werden die im Lieferumfang von Windows Server 2003 enthaltenen Computerzerifikatvorlagen be-
schrieben.

Standardmäßige Computerzertifikatvorlagen

Name Beschreibung Version
Zertifizierungsstellenaustausch Wird zum Speichern von Schlüsseln verwendet, die für die Archivierung des privaten Schlüssels konfiguriert sind. 2
CEP-Verschlüsselung Ermöglicht es dem Inhaber, als Registrierungsstelle für SCEP-Anforderungen (Simple Certificate Enrollment Protocol) zu fungieren. 1
Computer Stellt Client- u. Serverauthentifizierungsfunktionen für ein Computerkonto bereit. Die Standardberechtigung für diese Vorlagen lassen nur Registrierungen durch Computer unter Windows 2000 und unter Betriebssystemen der Windows Server 2003-Produktfamilie zu, bei denen es sich nicht um Domänencontroller handelt. 1

Domänencontrollerauthentifizierung

Wird zum Authentifizieren von Active Directory-Benutzern und -Computern verwendet. 2
IPSEC Ermöglicht eine zertifikatbasierte Authentifizierung für Computer mithilfe der IP-Sicherheit (IPSec) für die Netzwerkkomunikation. 1
RAS- u. IAS-Server Ermöglicht RAS- (Remote Access Service) und IAS-Server (Internet Authentication Services) das Authentifizieren ihrer Identitäten gegen-über anderen Computern. 2
Router (Offlineanforderung) Wird von einem Router verwendet, wenn die Anforderung über SCEP von einer Zertifizierungsstelle ausgeht, die Inhaber eines CEP-Ver-schlüsselungszertifikats (Certificate Enrollment Protocol) ist. 1
Webserver Authentifiziert den Webserver für verbindende Clients. Die verbind-enden Clients verwenden den öffentlichen Schlüssel, um bei Ver-wendung der SSL-Verschlüsselung (Secure Sockets Layer) die an den Webserver gesendeten Daten zu verschlüsseln. 1
Arbeitsstationsauthentifizierung Ermöglicht Clientcomputern das Authentifizieren ihrer Identitäten gegenüber Servern. 2

Schließlich gibt es auch noch ein paar Vorlagen, die nicht eindeutig als Benutzer- oder Computerzerifikatvorlagen
eingestuft werden können:

Insidertipp:
Eine Zertifikatvorlage ist nichts anderes als eine Auflistung von Eigenschaften, Anforderungen und Funktionen. Beim
Entwerfen von Zertifikatvorlagen sind Sie nicht an die im Lieferumfang von Windows Server 2003 enthaltenen Vorlagen
gebunden. Sie können auch eigene Vorlagen erstellen, die speziell auf die Anforderungen Ihrer Organisation zuge-
schnitten sind. Sie können beispielsweise eine Vorlage für EFS und E-Mail erstellen, die nur ein Jahr gültig ist, Schl-
üssel archiviert und keine automatische Registrierung unterstützt.

 

Berechtigungen für Zertifikatvorlagen
Über Berechtigungen für Zertifikatvorlagen werden die Sicherheitsprinzipiale definiert, die berechtigt sind, auf Zertifikat-
vorlagen basierende Zertifikate zu lesen, zu ändern, zu registrieren oder automatisch zu registrieren. Sie müssen die
Berechtigungen für jede Zertifikatvorlage definieren, um sicherzustellen, dass nur autorisierte Benutzer, Computer oder
Gruppenmitglieder auf einer Zertifikatvorlage basierende Zertifikate erhalten.

Planung:
Stellen Sie sicher, dass Ihnen die Mitglieder einer Gruppe bekannt sind, bevor Sie Zertifikate für diese Gruppe ausstellen.
Eine falsche Planung kann zu Sicherheitsrisiken führen, wenn Zertifikate für Benutzer ausgestellt werden, die diese
Zertifikate nicht benötigen.

Die Berechtigungen, die Sie zu einer Zertifikatvorlage zuweisen können, umfassen Folgendes:

Vollzugriff: Ermöglicht es einem Sicherheitsprinzipal, alle Attribute einr Zertifikatvorlage (einschließlich der Berech-
tigung für die Zertifikatvorlage) zu ändern.


Lesen: Ermöglicht es einem Sicherheitsprinzipal, beim Registrieren von Zertifikaten nach der Zertifikatvorlage in
in Active Directory zu suchen.


Schreiben: Ermöglicht es einem Sicherheitsprinzipal, alle Attribute einer Zertifikatvorlage mit Ausnahme der zur
Zertifikatvorlage zugewiesenen Berechtigungen zu ändern.


Registrieren: Ermöglicht es einem Sicherheitsprinzipal, ein auf der Zertifikatvorlage basierendes Zertifikat zu re-
gistrieren. Für eine Zertifikatregistrierung muss der Sicherheitsprinzipal auch über eine Leseberechtigung für die
Zertifikatvorlage verfügen.


Automatisch registrieren: Ermöglicht es einem Sicherheitsprinzipal, ein Zertifikat über die automatische Regi-
strierung zu erhalten. Die Berechtigungen für die automatische Registrierung erfordern außerdem, dass der Be-
nutzer auch über die Berechtigungen "Lesen " und "Registrieren" verfügt.

Sicherheitswarnung:
Damit die automatische Registrierung ordnungsgemäß ausgeführt werden kann, müssen Sie sicherstellen,
dass demselben Benutzer oder derselben Gruppe die drei erforderlichen Berechtigungen ("Lesen", "Regi-
strieren" u. "Automatisch registrieren") zugewiesen werden.
Wenn Sie die Berechtigungen "Lesen" und "Regi-
strieren" zu einer Gruppe und die Berechtigung "Automatisch registrieren" zu einer anderen Gruppe zuweisen, ist ein
Benutzer, der Mitglied beider Gruppen ist, nicht für die automatische Registrierung von Zertifikaten berechtigt. Der
Grund dafür ist, dass sich Berechtigungen für ein Zertifikat nicht addieren, wie beispielsweise in NTFS. Weil der Be-
nutzer in diesem Beispiel Mitglied zweier Gruppen ist, behandelt die Zertifizierungsstelle die Gruppe mit den Berech-
tigungen "Automatisch registrieren". Optimale Ergebnisse erzielen Sie, wenn Sie für jede Zertifikatvorlage eine globale
oder universelle Gruppe erstellen. Erteilen Sie der globalen oder universellen Gruppe alle drei Berechtigungen, und
fügen Sie dann die erforderlichen Benutzergruppen zu dieser Gruppe hinzu.

In der folgenden Abbildung werden die Berechtigungen angezeigt, die Sie für Zertifikatvorlagen festlegen können.

Berechtigungen für Zertifikatvorlagen


Methoden für das Aktualisieren einer Zertifikatvorlage

In Ihrer Zertifizierungsstellenhierarchie ist möglicherweise für jede Funktion eine Zertifikatvorlage vorhanden, z.B. für
die Dateiverschlüsselung oder Codesignatur. Vielleicht setzen Sie auch ein paar Vorlagen ein, die die Funktionen
für die meisten Gruppen von Antragstellern abdecken. Möglicherweise müssen Sie eine vorhandene Zertifikatvorlage
ändern, weil in der ursprünglichen Zertifikatvorlage falsche Einstellungen definiert sind, oder Sie möchten mehrere
Zertifikatvorlagen in einer einzigen Vorlage zusammenführen.

Es stehen zwei Methoden zur Verfügung, um eine Zertifkatvorlage der Version 2 zu ändern. Entweder ändern Sie die
ursprüngliche Vorlage, oder Sie erstellen eine neue Vorlage, um die ursprüngliche Vorlage zu ersetzen.

Sie können eine Zertifikatvorlage der Version 2 jederzeit ändern. Nachdem Sie die Änderungen vorgenommen haben,
erhalten alle neuen Zertifikatregistrierenden die neuen Einstellungen. Sie sollten das Zertifikat mithilfe des Zerti-
fikat-Snap-Ins erneut ausstellen, um sicherzustellen, dass alle Client, für die zuvor (vor der Änderung der
Vorlage auf der Vorlage basierende Zertifikate ausgestellt wurden, die die neuen Einstellungen erhalten.
Dies stellt eine hervorragende Möglichkeit dar, um umfassende Änderungen an den für die Benutzer und Computer
in der Organisation bereitgestellten Zertifikaten vorzunehmen. Wenn Sie beispielsweise entdeckt haben, dasse ein
Zertifikat in weniger als einem Jahr gefährdet werden könnte, verkürzen Sie einfach die Gültigkeitsdauer des Zerti-
fikats auf sechs Monate und registrieren alle Zertifikatinhaber neu.

Die zweite Methode für das Ändern eines Zertifikats wird als Ablösen eines Zertifikats bezeichnet. Diese wird durch
das Erstellen einer neuen Zertifikatvorlage der Version 2 und durch das Hinzufügen mehrer Anwendungsrichtlinien für
die abzulösenden Zertifikate erreicht. Wenn beispielsweise mehrere Zertifikatvorlagen dieselben oder vergleichbare
Funktionen bieten, können Sie die vorhandenen Zertifikatvorlagen durch eine einzige Zertifikatvorlage ersetzen. Zu
diesem Zweck legen Sie fest, dass eine neue Zertifikatvorlage die vorhandenen Zertifikatvorlagen ablöst (oder ersetzt).
Wählen Sie die abzulösenden Zertifikate in den Eigenschaften des neuen Zertifikats auf der Registerkarte Abgelöste
Vorlagen aus.

Berücksichtigen Sie bei Ihrer Entscheidung, ob eine Zertifikatvorlage geändert werden soll, die möglichen Folgen der
Änderung. Wenn sich eine Änderung beispielsweise nur auf eine einzige Zertifikatvorlage auswirkt und nicht erfordert,
dass die Zertifikate für alle aktuellen Zertifikatinhaber neu ausgestellt werden müssen, können Sie einfach eine vorhan-
dene Zertifikatvorlage ändern. Sie einfach ist das!

Beachten Sie, dass Änderungen nur bei Zertifikatvorlagen der Version 2 möglich sind. Wenn es sich bei der zu ändern-
den Zertifikatvorlage um eine Zertifikatvorlage der Version 1 handelt, müssen Sie die vorhandes Zertifikatvorlage durch
eine Zertifikatvorlage der Version 2 ersetzen.

Wenn sich die an der Zertifikatvorlage vorzunehmenden Änderungen nicht auf zuvor ausgestellte Zertifikate auswirken,
müssen Sie die Zertifikate auch nicht erneut für die Zertifikatinhaber ausstellen. Wenn Sie z.B. die Berechtigungen für
eine Zertifikatvorlage ändern, um weiteren Gruppen das Registrieren der Zertifikatvorlage zu ermöglichen, müssten nicht
alle bereits vorhandenen Zertifikate neu ausgestellt werden.

Das Verwalten von Zertifikaten kann viel Zeit in Anspruch nehmen, und zwar vor allem in einer Umgebung, in der sehr
viele Zertifikate für Benutzer und Computer ausgestellt werden. Die Belastung der ausstellenden Zertifizierungsstellen
nimmt zu, die Zertifikatsperrlisten werden umfangreicher, und die Zertifikatverwaltung für Endbenutzer kann sich zu einer
mühsamen Aufgabe enwickeln. Sie sollten in Erwägung ziehen, mehrere vorhandene Zertifikatvorlagen in einer einzigen
Zertifikatvorlage zusammenzufassen, um diese potenzielle Belastung der Zertifizierungsstellen und Endbenutzer zu ver-
ringern.

Eine Zertifikatvorlage der Version 1 kann nicht geändert werden, weil diese Vorlagen keine Änderungen unterstützen.
Wenn Sie jedoch die Zertifikatvorlage der Version 1 durch eine Zertifikatvorlage der Version 2 ersetzen, können Sie die
Einstellungen der Vorlage effizient und problemlos ändern. Sie könnten beispielsweise eine neue Vorlage der Version 2
erstellen, die zwar dieselben Funktionen ausführt wie die ursprüngliche Vorlage, für die jedoch andere Einstellungen für
die Gültigkeitsdauer des Zertifikats und die Schlüsselgröße oder Anwendungs- u. Ausstellungsrichtlinien für ein Zerti-
fikat festgelegt sind.

Zusammenfassend stehen ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung, um eine vorhandene Zertifikatvorlage zu aktual-
isieren. Möglichkeit 1: Sie ändern eine Zertifikatvorlage der Version 2 zu einem beliebigem Zeitpunkt, indem Sie einfach
Änderungen an der Zertifikatvorlage vornehmen. Möglichkeit 2: Sie lösen eine vorhandes Zertifikatvorlage ab. Wenn es
sich bei der zu aktualisierenden Zertifikatvorlage um eine Vorlage der Version 1 handelt oder Sie mehrere Zertifikatvor-
lagen in einer einzigen Vorlage kombinieren möchten, können Sie die vorhandene(n) Zertifikatvorlage(n) durch eine
Zertifikatvorlage der Version 2 ersetzen. Nachdem Sie die Änderungen an der Zertifikatvorlage vorgenommen haben,
sind diese in allen auf dieser Zertifikatvorlage basierenden und von einer Zertifizierungsstelle ausgestellten Zertifikaten
enthalten.

Sie sollten eine Vorlage nur ändern, wenn die jeweiligen Änderungen geringfügig bzw. unbedeutend sind und sich nur
auf eine einzige Zertifikatvorlage der Version 2 auswirken. Sie sollten einen Vorlage ablösen, wenn Sie mehrere Vor-
lagen zusammenführen, eine Zertifikatvorlage der Version 1 ändern oder die Gültigkeitsdauer, die Schlüsselgröße, An-
wendungs- oder Ausstellungsrichtlinien ändern.

Sicherheitswarnung:

Das Ändern oder Ablösen von Vorlagen hat nur Auswirkungen auf die Zertifikate, die nach dem Ändern der Zertifikat-
vorlage ausgestellt werden. Bereits vorhandene Zertifikate werden erst geändert, wenn der Benutzer oder Computer,
der Inhaber des auf der Zertifikatvorlage basierenden Zertifikats ist, das Zertifikat erneuert oder ein neues Zertifikat re.
gistriert, das auf der geänderten oder abgelösten Zertifikatvorlage basiert. Wenn die automatische Registrierung für
die aktualisierte oder abgelöste Zertifikatvorlage aktiviert ist, werden die aktalisierten Zertifikate automatisch für Be-
nutzer und Computer registriert.



Praktische Übung: Ablösen von Zertifikatvorlagen

In dieser Übung lösen Sie mehrere Zertifikatvorlagen ab.

Übung: Ablösen mehrerer Zertifikate

In dieser Übung ersetzen Sie die Zertifikatvorlage Benutzer durch eine neue Zertifikatvorlage der Version 2.

  1. Melden Sie sich mit dem Administratorkonto Computer1 bei der Domäne cohowinery.com an.

  2. Klicken Sie auf Start, klicken Sie auf Ausführen, geben Sie Certtmpl.msc ein, und klicken Sie dann auf OK.

  3. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Vorlage Benutzer, u. klicken Sie dann auf Doppelte Vorlage.

  4. Klicken Sie im Dialogfeld Eigenschaften der neuen Vorlage auf die Registerkarte Allgemein, und geben Sie
    im Feld Vorlagenanzeigename den Namen Sicherungs-Operatoren ein.

  5. Geben Sie die Gültigkeitsdauer mit 6 Monaten an (siehe untere Abbildung)

    Dialogfeld, Eigenschaften der neuen Vorlage

  6. Klicken Sie auf die Registerkarte Erweiterungen, klicken Sie auf Anwendungrichtlinien, und klicken Sie
    dann auf Bearbeiten.

  7. Stellen Sie sicher, dass im Dialogfeld Anwendungsrichtlinien bearbeiten die Einträge Clientauthentifiezierung,
    Verschlüsselndes Dateisystem und Sichere E-Mail vorhanden sind, und klicken Sie dann auf Hinzufügen.

  8. Wählen Sie im Dialogfeld Anwendungsrichtlinien hinzufügen unter Anwendungsrichlinien den Eintrag Smart-
    card-Anmeldung aus, und klicken Sie dann auf OK.

  9. Überprüfen Sie im Dialogfeld Anwendungsrichlinienerweiterung bearbeiten, ober der Eintrag Smartcard-
    Anmeldung nun in der Liste enthalten (siehe untere Abbildung), und klicken Sie dann auf OK.

    Die Richtlinie: Smartcard-Anmeldung wurde zur Liste Anwendungsrichtlinien hinzugefügt.

  10. Klicken Sie auf die Registerkarte Abgelöste Vorlagen, und klicken Sie dann auf Hinzufügen.

  11. Halten Sie im Dialogfeld Abgelöste Vorlage hinzufügen die STRG-Taste gedruckt, und klicken Sie auf Be-
    nutzer und auf Smartcard-Anmeldung, und klicken Sie dann auf OK. Stellen Sie sicher, dass die Vorlagen
    unter Zertifikatvorlagen angezeigt werden.

  12. Klicken Sie auf die Registerkarte Sicherheit, und klicken Sie dann auf die Schaltfläche Hinzufügen, u. fügen
    Sie die Gruppe Sicherungs-Operatoren hinzu. Klicken Sie auf OK, um wieder zum Dialogfeld Eigenschaften
    der neuen Vorlage zurückzukehren.

  13. Wählen Sie Sicherungs-Operatoren aus, und aktivieren Sie dann das Kontrollkästchen Zulassen für die Be-
    rechtigung "Lesen", "Registrieren", und "Automatisch registrieren".

  14. Klicken Sie auf OK, und schließen Sie dann alle geöffneten Fenster.

  15. Öffnen Sie die Konsole der Zertifizierungsstelle.

  16. Erweitern Sie Zertifizierungsstelle. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Zertifikatvorlagen, klicken Sie
    auf Neu, und klicken Sie dann auf Auszustellende Zertifikatvorlage.

  17. Klicken Sie im Dialogfeld Zertifikatvorlagen aktivieren u. Sicherungs-Operatoren, u. klicken Sie dann auf OK.

    Die Zertifikatvorlage Sicherungs-Operatoren steht nun als Option für Benutzer zur Verfügung, die neue Zertifi-
    kate anfordern. Aufgrund der Replikationswartezeit und der Zwischenspeicherung von Vorlagen in der Registrier-
    ung kann eine Zertifizierungsstelle eine Zertifikatvorlage nicht unbedingt sofort ausstellen. Die Ausstellungszeiten
    richten sich nach der Replikationswartezeit zwischen Domänencontrollern.













Erstellt von: Haßlinger Stefan
Im: Jahr 2006